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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt die Elektrizität noch als wissenschaftliche Spielerei; hundert Jahre später war sie zum Motor der Industrialisierung Deutschlands geworden.

Am Anfang der Elektrifizierung Frankfurts stand die Telegraphie: Bereits 1844 wurden die ersten Eisenbahntele-graphen aufgestellt. Während die Nationalversammlung in der Stadt tagte wurde 1848/49 zwischen Frankfurt und Berlin die erste Ferntelegraphenverbindung Deutschlands hergestellt. 1861 stellte Philip Reis sein erstes Telefon vor. 1881 folgte die Eröffnung des ersten Fernsprechamtes.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schaffte die Elektrotechnik in Deutschland ihren Durchbruch. 1879 wurde in Frankfurt die erste Bogenlampenbeleuchtung installiert und mit derm Aufbau der ersten Kraftwerke begonnen.

Im Jahre 1891 fand in Frankfurt am Main die "Internationale Elektrotechische Ausstellung" statt. Aus diesem Anlaß wurde die erste Fernübertragung elektrischer Energie erfolg-reich vorgeführt - ein für die weltweite Entwicklung der Elektrotechnik bahnbrechendes Ereignis.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm die Elektrizität eine Schrittmacherfunktion in der industriellen Entwicklung. Frankfurt entwickelte sich bis 1914 zu einer der zwölf bedeutendsten Industriestädten Deutschlands. Wesentliche Impulse lieferte hierfür die Elektrotechnik, z.B. durch die Errichtung eines städtischen Elektrizitätswerkes (1893/94), die Nutzbarmachung der Elektrizität für die aufstrebende Chemieindustrie (Elektrochemie) und die umstellung der Pferdebahnen auf elektrischenBetrieb. Im Rhein-Main-Gebiet entstehen die ersten großen Kraftwerke, so z.B. in Hanau-Kesselstadt (1923) und in Fechenheim (1926). Durch die Schaffung von Verbundnetzen wurde die flächen-deckende Elektrifizierung der Stadt und Land gefördert. In den Haushalten fanden elektrische Geräte immer häufiger Anwendung.

In den zwanziger Jahren erlebte auch die Nachrichtentechnik einen entscheidenden Aufschwung: 1924 erhielt Frankfurt seine erste Rundfunkstation. Der Rundfunk entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Massenkommunikationsmittel. Die dreißiger Jahre markierten auch den Beginn der Ent-wicklung programmgesteuerter Rechenanlagen (1936: Konrad Zuse), die in der Nachkriegszeit immer größere Bedeutung gewinnen sollten.

Nach dem zweiten Weltkrieg bauten bedeutende Elektro-unternehmen (wie z.B. die AEG und die Braun AG) ihre Verwaltungen in der Stadt Frankfurt aus. Frankfurt entwickelte sich auch zu einem Zentrum der Kommunikation: Rundfunk und Fernsehen, Richtfunk- und Sendeanlagen wurden errichtet. Sprunghaft entwickelte sich das Verkehrswesen durch die Elektrifizierung der Fern-bahnen und den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Die Datenverarbeitung hielt im Dienstleistungsgewerbe Einzug. Heute hat sich Frankfurt auch Dank der Elektrotechnik zum wirtschaftlichen Zentrum Westdeutschlands und das Rhein-Main-Gebiet zum Drehkreuz im internationalen Verkehrswesen entwickelt.

Claus C. Cobarg

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