Der in unserer Zeit stattfindende technologische und gesellschaftliche Wandlungsprozeß ist ohne die Datenverarbeitung nicht denkbar. Viele Tätigkeiten zuhause und besonders am Arbeitsplatz werden heute durch Rechner unterstützt. Diese Unterstützung umfaßt Banktransaktionen, die Arbeit von Konstrukteuren, Steuerung von Maschinen, Lohnabrechnungen, Urlaubsbuchungen und vieles mehr. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung ist die DV nur zu einem geringen Teil der Auslöser für den genannten Wandlungsprozeß. In vielen Bereichen dient sie nur zu seiner Unterstützung. Richtig ist, daß die Datenverarbeitung selbst einem ständigen Wandel unterliegt.
Das Bedürfnis nach immer höherer Leistung oder Kapazität bei möglichst nicht steigenden Kosten oder Raumbedarf zwingt die Hardware-Hersteller zum Einsatz neuer Techniken und zur Miniaturisierung. So kommt es, daß der DV-Anwender in relativ kurzen Zeiträumen bis auf Ausnahmen seinen kompletten Maschinenpark austauscht. In der Regel finden die Maschinen keine neue Verwendung. Diese Schnellebigkeit führt dazu, daß entscheidende Entwicklungsschritte nur von Insidern wahrgenommen und selbst bei diesen angesichts der fortwährenden Erneuerung des DV-Gerätes langfristig aus dem Erinnerungsvermögen verdrängt werden.
Der drohende Verlust von Wissen und Anschauungsgerät veranlaßte bereits 1972 Prof. Dr. med. W. Giere zum Bewahren von DV-Gerät, Literatur und Software. Seine zunächst private Sammlertätigkeit wurde ab 1985 von der Universität Frankfurt (Präsident, Kanzler, EDV-Ausschuß) unterstützt. Seitdem werden in der Universität alte DV-Geräte nicht mehr verschrottet, sondern für die spätere Verwendung in einem Museum aufbewahrt. Schließlich wurde vom Präsidenten mit den Vorbereitungen für ein DV-Museum u.a. Prof. Dr. Giere beauftragt. Nach der Gründung des Förderkreises hat die Universität ihm die Aktivitäten übertragen. Aus Interesse an der Funktion der Hardware sammelt D. Stroh seit 1982. Seine Sammeltätigkeit konzentriert sich auf die strategischen Teile der verschiedenen DV-Geräte und auf das für die Wartung von alten Maschinen unverzichtbare Spezialwerkzeug. Nach Aufnahme des Kontaktes zu Giere in 1988 sahen beide den Förderkreis als geeigneten Partner zur Realisierung ihrer Vorstellungen und traten ihm unter Gründung der Fachgruppe "Datenverarbeitung" bei. Seitdem werden - vorzugsweise aus dem Frankfurter Raum - Datenverarbeitungsgeräte vom Einzelteil bis hin zum kompletten Rechenzentrum zusammengetragen, um sie vor der Vernichtung zu bewahren.
Die Sparte DV im "Förderkreis Industrie- und Technikgeschichte e.V." hat sich das Ziel gesetzt, eine möglichst lückenlose Entwicklung der DV exemplarisch aufzuzeigen. Ihre Sammlungen sollen nicht nur komplette Rechner enthalten, deren Erscheinen am Markt als bahnbrechend zu bezeichnen ist, sondern auch Einzelteile, mit denen in geeigneter Weise die Funktionen der wesentlichen Baugruppen der betreffenden Geräte anschaulich gemacht werden kann. Nicht zuletzt wird sie versuchen aufzuzeigen, wie Mensch und Umwelt von der Datenverarbeitung geprägt bzw. Funktionsumfang und Design von DV-Geräten zur Erleichterung der täglichen Arbeit den menschlichen Ansprüchen angepaßt werden. Wissen, das droht, verloren zu gehen, soll in einem Spurensicherungsverfahren festgehalten werden.
Bisher wurden diese Vorhaben vom Kreditgewerbe, der Industrie, einer Brauerei, aus den Bereichen Forschung und Lehre, von EDV-Herstellern und nicht zuletzt von vielen Privatleuten durch Spenden und Finanzierungen großzügig unterstützt. Durch den Entschluß des Vereins zur Kooperation mit dem Historischen Museum rückt die Möglichkeit zur ordentlichen Aufarbeitung und zur repräsentativen, fachmännischen Darstellung der Sammlungen in greifbare Nähe.
Auszug aus der Inventarliste der Sammlungen :
- Rechner Bull DPS 8/70
- Rechner IBM /3 komplettes Rechenzentrum
- Rechner IBM 1130
- Rechner IBM 3033
- Rechner IBM 3081
- Rechner IBM 370/125 komplettes Rechenzentrum
- Rechner IBM 4331
- Rechner Siemens 2002
- Rechner Siemens 4004/15
- Rechner Siemens 404/3
- Rechner Siemens 7.550
- Rechner TR 440 "Teakholzrechner" komplettes Rechenzentrum - Unikat
- Rechner UNIVAC 9200 komplettes RZ, in Frankfurt-Rödelheim gebaut
- diverse Rechner der mittleren Datentechnik
z.B. Steuerung des Kernforschungsreaktor der Universität Frankfurt
- diverse Arbeitsplatzrechner
z.B. erster, bei niedergelassenen Ärzten eingesetzter Rechner
- diverse Lochkartenmaschinen teilweise über 50 Jahre alt
z.B. Locher, Sortierer, Mischer, Doppler, Lochschriftübersetzer
- über 100 einzelne Geräte
z.B. Bildschirme, Drucker, Band-/Plattenlaufwerke, DFV-Rechner
z.B. Rechenmaschinen, Schreibmaschinen, Buchungsautomaten